Exkursionsbericht „Naturschutzgroßprojekt Lenzener Elbtalaue“ in Brandenburg

vom: 04.09.2015

von Ulrich Ostermann

Die Exkursion im Jahre 2009 widmete sich dem Thema: Hochwasser einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel. Das Ziel war die Lenzener Elbtalaue in Brandenburg.

Der Trägerverbund Burg Lenzen hat hier ein Naturschutzgroßprojekt mit bundesweiter Bedeutung umgesetzt. Ein vergleichbares Vorhaben gibt es in Deutschland nur noch einmal am Oberlauf des Rheins.

Ausgehend von der Entwicklung eines Auwaldes, der dem Hochwasser der Elbe ausgesetzt wird, wurde hier ein Projekt verwirklicht, das sich aus Elementen des Natur- und Hochwasserschutzes zusammensetzt. Für die Schaffung eines Auwaldes sollte eine Fläche von rd. 430 ha ausgedeicht werden. Der bestehende Deich, der auf 7.2 km Länge dem Verlauf der Elbe folgte, war an die neuen Anforderungen anzupassen. Er konnte durch einen neuen Deich ersetzt werden, der im Mittel mehrere hundert Meter von der Elbe abgesetzt wurde. Damit liegt der neue Deichverlauf (Länge rd. 6 km) nicht mehr scharr und ist auch weniger dem Strömungsangriff ausgesetzt. Der parallel zum Flussbett der Elbe verlaufende Altdeich wurde an insgesamt 5 Stellen durchbrochen, so dass das Hochwasser die Aue wieder überfluten kann. In der neu geschaffenen Aue werden neben Auwaldbereichen auch offene Teilräume entwickelt, die durch ihren Strukturreichtum vielfältige Habitate bieten und so verschiedenen Arten als Lebensraum und Nahrungsgrundlage dienen sollen.

Durch den Einsatz verschiedener Tierarten soll die Beweidung zu einem vielfältigen Strukturmosaik führen. Deshalb werden neben Schafen und verschiedenen Rinderras-sen auch Wildpferde für die Beweidung der Offenlandbereiche eingesetzt.

Für die Pflanzung des Auwaldes wurde in der Lenzener Elbaue autochtones Pflanzmaterial geworben und anschließend auf großen Flächen vermehrt, so dass kein Pflanzmaterial aus unbekannter Herkunft gekauft werden musste.

In der Elbaue wurde ein vielfältiger Lebensraum aus Auwald, Auengewässern, Qualmwasserzonen, Weidelandschaft und Stromtalwiesen wiederhergestellt.Die Gesamtkosten für das Projekt betrugen insgesamt 13,3 Mio. €. Dabei entfielen allein 7 Mio. € auf das Naturschutzgroßprojekt (75 % Bundesmittel), der Restbetrag von 6,3 Mio. € entfällt auf den eigentlichen Deichbau. Die Umsetzungsphase endet im Jahre 2009. Eine Betreuungs- und Monitoringphase, die über die Fertigstellung der eigentlichen Maßnahmen hinausgeht, ist bisher nicht vorgesehen. Das zunächst als reines Naturschutzprojekt, in dem die Hochwasserschutzmaßnahme nur ein sekundärer Effekt sein sollte, entwickelte sich schnell zu einem Gewinn für beide Seiten, so dass auch die Landesmittel zum Hochwasserschutz effektiv eingesetzt werden konnten.

Durch die Rückverlegung des Deiches am „Bösen Ort" (gegenüber der Stadt Schnakenburg) wurden zusätzliche Überflutungsräume geschaffen und eine Engstelle (Einschnürung des Abflussprofils auf rd. 500 m) beseitigt, so dass sich hier der Wasserspiegel beim Bemessungsabfluss rd. 35 cm niedriger einstellt.

Besondere Bedeutung hat das Projekt auch als Motor für die Entwicklung touristischer Infrastruktur und die damit verbundenen Arbeitsplätze. Dies hat auch der Landwirt erkannt, der seine Zustimmung zu den Veränderungen auf den Vordeichflächen gegeben hat. Es wurde bereits vorher eine extensive Weidewirtschaft betrieben, die im Rahmen des Naturschutzprojektes an die Ziele des Naturschutzes angepasst werden konnte. Die im landwirtschaftlichen Betrieb weggefallenen Arbeitsplätze sind im touristischen Bereich neu entstanden.

Die Besuchergruppe der KHG bereiste das Gebiet per Bus und zu Fuß. Sie wurde von Herrn Dr. Christian Damm geführt, der uns nach einer kurzen Einführung über die Historie und aktuelle Entwicklung der Burg Lenzen in 3 Stunden die Besonderheiten des Projektes und die schönen Seiten der Elbtalaue bei Lenzen vermitteln konnte. Er wurde seitens des Trägerverbundes Burg Lenzen von Herrn Eckard Krüger unterstützt.

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